In diesem für uns alle besonderen Jahr 2020 ist es uns gelungen, bei der Rehkitzrettung neue Wege zu gehen. Jagdpächter Willi Kircher hat sich nachdrücklich für die Gründung eines Drohnen-Teams eingesetzt, Angebote zu verfügbaren Drohnen sortiert, neben Jägern mit Landwirten, Jagdgenossenschaften, Banken und der Gemeinde gesprochen. Auch während des turbulenten Frühjahrs hat er felsenfest an dem neuen Projekt festgehalten.
Rehkitze, die sich, einem Reflex folgend fest auf den Boden drücken und bei der Mahd der Wiesen schnell verletzt oder getötet werden, sollen zukünftig mit modernster Technik und Unterstützung aus der Luft gerettet werden: per Drohne und Wärmebildkamera. Die Einsätze müssen je nach Witterung in den frühen Morgenstunden zwischen 4:00 Uhr und 7:30 Uhr durchgeführt werden, da sich der Boden durch die Sonneneinstrahlung sofort erwärmt. Rehkitze sind zu Beginn nur so groß wie ein DIN A4 Blatt und heben sich auf dem Monitor der Wärmebildkamera dann nicht mehr sichtbar genug von der Umgebung ab.
Bei der Rettung wird das zu mähende Gebiet aus einer Flughöhe von etwa 30 bis 90 Metern abgeflogen. Aus großer Distanz sendet die Wärmebildkamera, die an der Drohne befestigt ist, ihr Bild an den Monitor am Boden. Dieser wird vom Co-Piloten oder dem "Spotter" kontrolliert. Warme Bereiche werden auf dem Monitor rot angezeigt. Per Funk werden dann ein bis zwei weitere Personen zu dem Fundort geleitet, es geht hier oft hunderte Meter durch die hüfthohe, nasse und nur schwer begehbare Wiese. Das gefundene Kitz wird dann mit viel Gras in einen Karton gepackt und am Feldrand gesichert abgestellt. Der entsprechende Landwirt wird über die Funde informiert, um kurz darauf zu mähen - die Wartezeit im Karton sollte für das Jungtier natürlich so kurz wie möglich sein. Nach der Mahd werden die Kitze wieder freigelassen. Durch Fieptöne können sie sich mit dem stets in der Nähe verhoffenden Muttertier verständigen und wiederfinden. Für die Wildtiere eine große Chance, in der modernen Welt zu bestehen, und rechtzeitig entdeckt zu werden, für die Landwirte wichtige Sicherheit, da das Futter nicht durch Tierkadaver verunreinigt wird und auch niemand absichtlich ein Tier verletzen möchte.
Die Bilanz für unser erstes Jahr 2020: Nach vielen Test- und Übungsflügen ist das Rehkitzrettung-Team seit dem 05. Mai aktiv im Einsatz gewesen.
An insgesamt 18 Flugtagen sind 144 Parzellen mit einer Fläche von ca. 180 ha abgeflogen worden, 19 Landwirte haben sich bereits daran beteiligt. Gerettet wurden 21 Rehkitze, sechs Junghasen und sieben Jungfüchse!
Ein großartiger Erfolg im ersten Jahr und unser Dank gilt hier jedem Einzelnen, der die Umsetzung des Drohnen Projekts und die morgendliche Suche auf den zu mähenden Flächen mit ermöglicht hat.
Ganz besonderen Dank möchten wir aber an dieser Stelle an die Mitglieder des Rehkitzrettung-Teams sagen, die nun über zehn Wochen lang dauerhaft in den frühen Morgenstunden im Einsatz waren: Steffen Herr aus Mainhardt, David Hübner aus Ammertsweiler, Larissa Vogelmann aus Geißelhardt, Klaus Hägele aus Gailenkirchen und Willi Kircher aus Gailsbach.