Falkner Ausbildung 2022 - Vorbereitungskurs zur Falknerprüfung

„Falknerei ist die Kunst,

ein wildes Wesen an sich zu binden,

indem man ihm immer wieder die Freiheit schenkt.“ - Horst Stern.

 

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„FALKNEREI“ist kein normales „Hobby“, wie es die meisten Tierhaltungen sind.

Falknerei ist vielmehr eine Lebenseinstellung, eine Philosophie, die sich aus einer inneren Verbundenheit mit dem Geschöpf Greifvogel begründet.

Sie verlangt viele Einschränkungen und Entbehrungen im täglichen Leben. Seien Sie sich bewusst, dass ein Beizvogel eine lebende Kreatur ist, für die Sie die Verantwortung übernehmen und die an 365 Tagenim Jahr auf Sie angewiesen ist.
 


Ethische Fragen der Falknerei

Es gibt verschiedene Definitionen für die Begriffe

„Ethik“ und „Moral“.

Was gut oder böse ist, wird von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich gesehen.

Gerade was Jagd und Tierhaltung angeht, gibt es in der heutigen Gesellschaft unvereinbar unterschiedliche Auffassungen, die von völliger Ablehnung bis zu hemmungsloser Befürwortung reichen.

Daraus resultierend sollten wir als „Jäger und Falkner“ mit gutem Beispiel vorangehen und für ein gutes Verhalten gegenüber unseren Beizvögeln und der Öffentlichkeit sorgen.

 

Geschichte der Falknerei

Die Beizjagd (von mittelhochdeutsch „beißen „) entstand vermutlich vor etwa 4000 Jahren in Zentralasien.  Es wird angenommen, dass es die Nomaden- und Jägervölker der Steppengebiete Asiens gewesen sind, die die faszinierenden Fähigkeiten von Falken, Habichten und Adlern in ihre Dienste stellten. Die ursprüngliche Form der Fleischbeschaffung ist für den Menschen die Jagd auf Wildtiere. Greifvögel sind nun mal schneller wie Menschen, entsprechende Waffen waren noch nicht erfunden, somit konnte nun Beute erlegt werden, die der Jäger sonst nicht erreicht hätte.

In Persien, der Mongolei und bei den Turkvölkern Mittelasiens war die Falknerei nachweislich beliebt und ist es teilweise bis zum heutigen Tag. (Die Beize mit dem Steinadler (russisch Berkut, Berkutschi = Adlermann) zu Pferden ist eine Jagdart zentralasiatischer Völker. Kirgisische und kasachische Falkner verwenden Steinadler zur Wolfsjagd) Die Beizjagd wurde in einem Gebiet, das von der heutigen Türkei bis nach China reicht, intensiv gepflegt. Marco Polo, der sich im 13. Jahrhundert mutmaßlich am Hof des Kublai Khan aufhielt, berichtete, dass dieser mit 10.000 Falknern aufbrach, um in den Ebenen seines Reiches auf Wolf, Fuchs und Hase zu jagen.

Nach Europa kam die Beizjagd wahrscheinlich im Zuge der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert n. Chr. Um 800 erließ Karl der Große ein Gesetz, das auch die Jagd mit Falken, Habichten und Sperbern erwähnt. Die Beizjagd wurde immer mehr zum Privileg des Adels und zu einem Ereignis von gesellschaftlichem Rang. Unter Friedrich II. von Hohenstaufen (1194–1250) gelangte die Falknerei zu ihrer höchsten Blüte. Er war ein begnadeter Beobachter, großer Naturwissenschaftler und ein begeisterter Anhänger der Falknerei. Sie inspirierte ihn zu dem Werk „De arte venandi cum avibus“ – Über die Kunst mit Vögeln zu jagen –, eines der bedeutendsten zoologischen Werke des Mittelalters und selbst für die heutige Falknerei noch von Bedeutung, da viele seiner Erkenntnisse nach wie vor Gültigkeit haben. So führte er z.B. aufgrund von Erfahrungsaustausch mit arabischen Falknern die Falkenhaube ein, die bis dahin in Europa noch unbekannt war.

Bis ins 18. Jahrhundert wurde die Falknerei vom Adel sehr geschätzt und mit z. T. enormen Aufwand betrieben. Sie war kostspielig und erfordert eine große Anzahl an sehr gut geschultem Personal. Ein großes Falknerkorps war also ein Zeichen von Reichtum und Macht. 

Viele Herrscher erließen strenge Gesetze. So verhängte Eduard III. von England (1312–1377) die Todesstrafe für den Diebstahl eines Habichts und auch in Island, dass die begehrten Gerfalken lieferten, stand bis 1752 auf die Tötung eines Falken die Todesstrafe.

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Kunst des Fangens und Abrichtens von Falken auch in Brabant (Belgien / Niederlande) Die Flamen waren bei Hofe hoch angesehen und an den eisten europäischen Fürstenhäusern als Falkner angestellt. Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach unterhielt eine der größten Falknereien in ganz Europa. Er beauftragte 1756 den Dekan und Rektor einer Lateinschule mit der Übersetzung des Falkenbuchs Friedrichs II. Dieser führte den „Befehl“ aus, musste sich jedoch für die Fachsprache der Beizjagd mit den flämischen Falknern am Hof austauschen. Nachdem der DFO 1923 die Falknerei in Deutschland wiederbelebte, wurden die Wortlisten teilweise übernommen. So kamen flämische Ausdrücke in die Fachsprache der modernen deutschen Falknerei.

Die gesellschaftlichen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts und technischen Neuerungen, wie die Entwicklung leistungsfähiger Schusswaffen, ließen die Falknerei auf dem europäischen Kontinent zu einer Ausnahmeerscheinung werden. Einzig in England hielt sich diese Tradition in nennenswertem Umfang. 1921 wurde sie in Deutschland mit der Gründung des Deutschen Falkenordens (DFO) neu belebt. Damit ist der DFO der älteste Falknerverband weltweit. 1959 erfolgte dann aufgrund persönlicher Differenzen die Gründung des ODF, mit den gleichen Zielen. Der Neubeginn Anfang des 20. Jahrhunderts ist untrennbar mit dem Namen Renz Waller verbunden, der zu Recht als Vater der modernen Falknerei in Europa in die Geschichte eingegangen ist. Dem Zeitgeist des beginnenden 20. Jahrhunderts folgend, nannten sich die Vereine - Orden -. So ist z.B. der erste Vorsitzende ein „Komtur“, der Geschäftsführer der „Ordenskanzler“ und der Kassierer der „Tressler“

Einen erheblichen Aufschwung erlebte die Falknerei in Deutschland, aber auch weltweit, erst ab den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Seit Jahrzehnten richten sich die Falkner nach den strengen Gesetzen der Falknerethik und ihrer tiefen Zuneigung zur Kreatur Greifvogel. Pseudofalkner haben zu der unerfreulichen Entwicklung beigetragen, dass Greifvogelhaltung zu einer Modeerscheinung wurde, der unbedingt Einhalt zu gebieten war. Erst Mitte der 70er Jahre wurden entsprechende Gesetze geschaffen, die die Greifvogelhaltung sehr streng reglementieren.

Die Hauptursache für den drastischen Rückgang der natürlichen Greifvogelpopulation in den letzten 30 Jahren ist in den fortdauernden und massiven Eingriffen des Menschen in das ökologische System zu sehen.

Falkner erkannten die Gefährdung der Greifvögel bereits sehr früh und begannen, ihr Fachwissen und die große Erfahrung im Umgang mit diesen Tieren dafür einzusetzen, die Zucht zu ermöglichen.

Heute können nahezu alle Greifvogelarten in Menschenhand vermehrt werden. Falkner leisten somit einen praktischen Beitrag zum Artenschutz, indem sie Auswilderungsprojekte ermöglichen und unterstützen. Darüber hinaus wird der Eigenbedarf an Beizvögeln durch gezüchtete Exemplare gedeckt.

Die Greifvogelpflege als praktischer Beitrag zur Arterhaltung kennzeichnet des Weiteren den selbstlosen Einsatz des Falkners. Jährlich werden hunderte von verletzten und kranken Greifvögeln aufgelesen und in der Regel Falknern in Pflege gebracht. Unzählige Tiere können auf diese Weise gesund gepflegt wieder in die Natur entlassen und somit gerettet werden. Dies geschieht meist ohne irgendwelche Unterstützung von staatlicher Seite, für die Kosten kommen die Falkner auf.

Regelmäßige Zuchterfolge bei Falken, die Entwicklung der Telemetrie und eine tiefere Einsicht in das Tierverhalten haben dazu geführt, dass die Falknerei ein vorher wohl nie gekanntes hohes Niveau erreicht hat.

Seit 2014 steht die Falknerei auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Seit 2016 steht sie sogar auf der Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

 

Falkner Ausbildung 2022 Vorbereitungskurs zur Falknerprüfung

Das Abenteuer Ausbildung zum Falkner wurde 2022 Ende April in der Falknerei mit einem Wochenendkurs begonnen und mit einem Kompaktkurs im Juni.

Die Kursteilnehmer wurden auf die 4 Prüfungsfächer

  1. Greifvogelkunde, insbesondere Kenntnis der Lebensverhältnisse und -bedingungen der Greifvögel und ihrer Beutetiere, ihrer Gefährdung und deren Ursachen; praktischer Greifvogelschutz.
  2. Haltung, Pflege und Abtragen von Greifvögeln.
  3. Ausübung der Beizjagd, einschließlich der Versorgung und Verwertung des gebeizten Wildes.
  4. Rechtsgrundlagen der Falknerei, des Greifvogelschutzes, einschließlich der natur- und artenschutzrechtlichen Bestimmungen, insbesondere im Hinblick auf die Beschaffung, die Kennzeichnung und das Inverkehrbringen von Greifvögeln.

in der Theorie und Praxis intensiv vorbereitet.

Bei schönem Wetter wurde die Wiese der Falknerei zum Unterrichtsraum und es wurden Theorie und Praxis, soweit dies möglich war, miteinander verknüpft.

Die Kursteilnehmer arbeiteten jeden Tag mit verschiedenen Greifvögeln, Falken und Eulen.

Mit viel Spaß und unter tierischer Begleitung gelang das Lernen viel besser.

Die letzten Fragen und Unsicherheiten wurden bei einem Intensivwochenende Anfang September behoben.

So dass die Kursteilnehmer im September aufgeregt und gut vorberietet nach Weilburg (Hessen) zur Prüfung gefahren sind.

Alle Teilnehmer haben erfolgreich die Falknerprüfung bestanden.