Bereits Ende April haben die ersten Kitze das Licht der Welt erblickt – der Großteil der Rehkitze wird aber im Mai und Juni gesetzt. Hier bedarf es nun besonderer Aufmerksamkeit, denn es beginnt in der Landwirtschaft die Frühjahrsmahd. Das Wetter war bereits so gut, dass die ersten Wiesen gemäht werden konnten. Kitze liegen häufig gut versteckt im Gras. Die Jägervereinigung (JV) Schwäbisch Hall e.V. unterstützt von Jägern für Jäger und Hand in Hand mit den Landwirten mittels Wärmebilddrohnen die Kitzrettung in der Region.
Für die bestmögliche Auslastung der Drohnen werden die Einsätze effizient koordiniert und geplant. Der Ablaufplan für die Drohneneinsätze hat sich gut etabliert. Der Landwirt kontaktiert rechtzeitig am Vortag den Jagdpächter oder Jagdausübungsberechtigten. Dann erfolgt die Feldanmeldung online über den Link auf der Homepage der JV Schwäbisch Hall. Die komplette Satzung und alle Regularien sind auf der Homepage der Jägervereinigung einzusehen. Aufgrund der räumlichen Größe des Einsatzgebietes können nicht immer alle Anfragen bedient werden, aber es erfolgt immer eine Rückmeldung, ob die Anfrage berücksichtigt werden kann. Feldanmeldungen nach 18:30 Uhr für den Folgetag können nicht mehr bearbeitet werden. Für die Sicherstellung und Freilassung der Kitze ist der Jagdpächter mit seinen Helfern verantwortlich.
Rechtliche Betrachtung: Hegeverpflichtung und Tierschutzgesetz
Die Hegeverpflichtung des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes BadenWürttemberg (JWMG) gilt für die Landwirte und die Jäger gleichermaßen. Wer die Tötung oder die Verletzung von Wildtieren durch die Grünlandmahd für möglich hält und keine geeigneten Maßnahmen dagegen ergriffen hat, läuft Gefahr, sich strafbar zu machen. Jagdrecht: Kitzrettung ist „Jagdausübung“ in Form des Aufsuchens und Fangens von Wild. Das ist ein ausschließliches Recht des Jagdausübungsberechtigten. Um strafrechtliche Risiken zu vermeiden, sollten die Sucheneinsätze in Absprache mit den Jagdausübungsberechtigten erfolgen. Die überwiegende Pflicht, Wildtiere vor Schaden zu bewahren, trifft bei der Grünlandmahd die Landwirte. Der Landwirt / Bewirtschafter trägt die Betriebsgefahr seiner landwirtschaftlichen Maschinen und hat dafür Sorge zu tragen, dass durch sie weder ein Personen- noch Sachschaden entsteht. Ein enges und vertrauensvolles Zusammenwirken zwischen Landwirten, Jägern und dem Drohnenteam ist daher angezeigt.
Die Frühmahd tierschutzgerecht gestalten
Von innen nach außen mähen rettet Wildtierleben. Die Mahd von Grünland oder Energiepflanzen wie Grünroggen steht an. Der Termin fällt zusammen mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere, die in Wiesen und Grünroggen ihren Nachwuchs sicher wähnen. Doch „Ducken und Tarnen“ schützt zwar vor dem Fuchs, nicht aber vor dem Kreiselmäher. Die Verbände wie Deutscher Bauernverband oder auch Deutscher Jagdverband empfehlen den Landwirten, den Mähtermin vorher mit dem Jagdpächter abzusprechen oder selbst erforderliche Maßnahmen für die Wildtierrettung durchzuführen. Effektive Wildtierrettung beginnt bereits vor der Mahd, so die Verbände. Entscheidend ist dabei, die anstehenden Grünschnitt-Termine – für Silage oder Biomasseproduktion – rechtzeitig mit dem Jagdpächter abzustimmen und die Mähtechnik dem Tierverhalten anzupassen. Die Verbände empfehlen vor allem, das Feld mit dem Grünlandschnitt grundsätzlich von innen nach außen zu mähen. So haben Feldhasen oder Rehe während der Mahd die Möglichkeit zur Flucht. Bei der Ernte der Ganzpflanzensilage verspricht die Begrenzung der Schnitthöhe auf etwa 15 bis 20 Zentimeter in der kritischen Aufzuchtzeit zusätzlichen Erfolg – gerade bei Rehkitzen, die sich instinktiv ducken. Das Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden, der Einsatz von Wildrettern oder der Einsatz von Wärmebilddrohnen helfen, Wildtierverluste zu vermeiden. Derartige Maßnahmen sind wichtig, um tierschutzrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Einsatz in den frühen Morgenstunden
Der Einsatz der Piloten und der Helfer ist besonders zu würdigen – ist doch alles auf ehrenamtlicher Basis und teilweise Beginn zu nachtschlafender Zeit. Treffen die ausgebildeten und geschulten Drohnenpiloten am Einsatzort ein, so erfolgt stets eine kurze Einweisung. Dann geht es zügig an die Arbeit. Es werden die kühlen Morgenstunden genutzt, um die Wärmedifferenz von umliegendem Gras und Wildtieren nach bester Möglichkeit zu nutzen. Werden Rehkitze über die Drohne ausgemacht, so sind Helfer sofort zur Stelle, um die Kleinen mit Hilfe von Handschuhen und Gras in schützende Boxen oder Kisten zu legen und aus der Wiese zu tragen. Die Mahd selbst sollte unmittelbar nach dem Drohneneinsatz stattfinden, da sonst die Rehkitze oder auch andere Wildtiere zurück in die Wiesen laufen, um vermeintlichen Schutz zu finden.
Tierschutz geht uns alle an
Es wird deutlich – nur durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägern und mit Unterstützung zahlreicher Helfer kann Tierschutz gelebt und können Jungtiere gerettet werden. Aber auch jeder Einzelne, der allein, mit Kindern und / oder Hunden spazieren geht, kann seinen Beitrag leisten. Die Jungtiere brauchen in der Zeit besonderen Schutz. Elterntiere verstecken ihren Nachwuchs zum Schutz gern im hohen Gras oder in ruhigen Waldgebieten. Deshalb sollten alle auf den Wegen bleiben, sich ruhig in der Natur verhalten und Hunde an der Leine führen.